Der Blutspendedienst

«Das Zentrallaboratorium des Blutspendedienstes ist ein enormer humanitärer Fortschritt und eine bemerkenswerte technische Errungenschaft. Auf diese Leistung kann das Schweizerische Rote Kreuz stolz sein. Sie ist auch Ausdruck der hervorragenden Zusammenarbeit zwischen dem Sanitätsdienst der Armee und dem Roten Kreuz, die dem ganzen Schweizer Volk, der Zivilbevölkerung wie den Soldaten, zugutekommen wird.» («La Croix-Rouge suisse», Februar 1949, S. 6.)

Diese Worte stammen von General Guisan, der von 1935 bis 1949 dem Direktionsrat des SRK angehörte. Er äusserte sie anlässlich der Einweihung vom Zentrallaboratorium des Blutspendedienstes SRK am 12. Januar 1949. Bei dieser Gelegenheit erinnerte Guisan daran, dass der Blutspendedienst seinen Ursprung im militärischen Sanitätsdienst hat. Die seit Jahrhunderten praktizierte Blutübertragung von Mensch zu Mensch wurde mit der Entwicklung der medizinischen Wissenschaft im Verlauf des 19. Jahrhunderts perfektioniert. 

Im Krieg Blut für das Vaterland spenden

Zwar hatte der Genfer Arzt J. Roussel 1867 ein Gerät für die Bluttransfusion «von Arm zu Arm» entwickelt. Dennoch wurden solche Blutübertragungen auf den Schlachtfeldern im Krieg von 1870 erst vereinzelt durchgeführt. In den beiden Weltkriegen entwickelten sich Bluttransfusionen dann aber zu einer gängigen Praxis. Entscheidende Voraussetzungen dafür waren die Entdeckung der Blutgruppen im Jahr 1900, die Entwicklung von Techniken zur Blutkonservierung und Plasmafraktionierung sowie der Aufbau von Netzwerken für die Blutspende.

In der Schweiz nahm das Blutspendewesen kurz nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs seinen Anfang: In einer Wegleitung vom 6. Oktober 1939 beauftragte der Oberfeldarzt der Armee das SRK, sowohl unter den Soldaten als auch in der Zivilbevölkerung Blutspender zu rekrutieren. Da die Namen und Adressen der potenziellen Spender registriert wurden, konnten sie bei Bedarf jederzeit kontaktiert werden. Die Schweiz stellte sogleich die Mittel und die Infrastruktur bereit, die für die Entnahme und Lagerung des Blutes benötigt wurden. Spezialisierte Teams wurden in den Techniken der Blutkonservierung ausgebildet. Bei Kriegsende standen in der Schweiz 35'000 Spender und 15 spezialisierte Teams zur Verfügung. 

«Das Schweizerische Rote Kreuz würde es bedauern, wenn diese gut funktionierende Organisation mit dem Ende des Aktivdienstes einfach auseinanderfallen würde. Es ist deshalb vorgesehen, den Blutspendedienst, der ursprünglich nur für die Zwecke der Armee aufgebaut worden war, in eine Friedensorganisation überzuführen, welche für die zivilen Bedürfnisse zur Verfügung steht.» (Jahresbericht 1945 des SRK, S. 30)

Übernahme von zivilen Aufgaben: Ausbau und Technisierung 

Die neue Organisation befasste sich von nun an mit der Transfusion von Frischblut und der Bewirtschaftung der Plasmareserven. Gemäss den Rotkreuzgrundsätzen musste der Blutspendedienst finanziell selbsttragend sein und durfte keine Gewinne erzielen. Von den Spendern wurde erwartet, dass sie ihr Blut unentgeltlich zur Verfügung stellen. Dank seiner effizienten Mittelbeschaffung konnte das SRK einen erheblichen Beitrag zum Aufbau seines Zentrallaboratoriums leisten, das im Januar 1949 in Bern eingeweiht wurde. In jener Zeit bauten die lokalen Rotkreuzsektionen auch die ersten regionalen Blutspendezentren auf: 1946 in Genf, 1948 in Neuenburg, 1949 in Zürich und 1950 in Lausanne. 

Das SRK nahm sich dieser neuen Aufgabe sehr rasch an. Im Bundesbeschluss vom 13. Juni 1951 betreffend das Schweizerische Rote Kreuz ist «der Blutspendedienst für zivile und militärische Zwecke» deshalb bereits als eine der drei wichtigsten Aufgaben des SRK aufgeführt. Entsprechend der föderalistischen Struktur der Schweiz war der Blutspendedienst in 13 (heute 12) regionale Blutspendedienste unterteilt, die für die Entnahme und Verarbeitung des Blutes zuständig waren. Im Verlauf eines halben Jahrhunderts verzeichnete er eine bemerkenswerte Entwicklung. 

Das Zentrallaboratorium wurde laufend modernisiert, spezialisierte sich auf die Verarbeitung von Blutplasma und entwickelte sich zu einem Hightechunternehmen. 1999 erkannte das SRK, dass die Führung eines solchen Unternehmens nicht zu seinen eigentlichen Aufgaben gehört. Deshalb wurden im Folgejahr die gesamten industriellen und kommerziellen Aktivitäten im Zusammenhang mit der Blutverarbeitung an ein australisches Unternehmen verkauft. Beim SRK verblieb nur der Blutspendedienst. Mit Mitteln aus dem Verkauf des Zentrallaboratoriums wurde die Humanitäre Stiftung SRK gegründet. 

2005 wurde der Blutspendedienst in eine gemeinnützige Aktiengesellschaft umgewandelt; Hauptaktionär ist das SRK. Die bislang letzte Änderung erfolgte 2011: Damals schlossen sich der Blutspendedienst und die Stiftung Swiss Blood Stem Cells zur Blutspende SRK Schweiz zusammen. 

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