Entlastung für Familien mit Kindern

Zusammen mit der Unterstützung älterer Menschen belegt die Entlastung für Familien im Kurs- und Dienstleistungsangebot der Kantonalverbände den Spitzenplatz. Seit einigen Jahren bildet dieser Tätigkeitsbereich einen Schwerpunkt für das SRK. Doch seine Anfänge liegen viel weiter zurück.

Eine lange Geschichte 

Das Wohl von Kindern ist dem Schweizerischen Roten Kreuz nicht erst seit Kurzem ein Anliegen. Schon in den beiden Weltkriegen engagierte sich das SRK, um das Leid der «unschuldigen kleinen Opfer» zu lindern. Zwischen 1942 und 1956 wurden über 180'000 ausländische Kinder für Erholungsaufenthalte in der Schweiz aufgenommen. Dieses humanitäre Engagement hinterliess bleibende Erinnerungen. 

Auch für Schweizer Kinder setzt sich das SRK schon seit Langem ein. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs führte es Patenschaftsaktionen für benachteiligte Kinder in der Schweiz ein. Bis heute wird zudem jährlich ein Mimosenverkauf veranstaltet, vor allem in den Westschweizer Kantonen. Mit dem Erlös aus dieser Aktion werden Freizeitaktivitäten und medizinische Behandlungen für Kinder aus schwierigen Verhältnissen finanziert. Während mehrerer Jahrzehnte gab das SRK ausserdem neue Betten und weitere Möbel für Kinder an bedürftige Familien ab. 

Vom Säuglingspflegekurs bis zum Babysittingkurs

Im Bereich der Säuglingspflege leistete die Genfer Rotkreuzsektion Pionierarbeit: Die Krankenschwestern ihres sozialmedizinischen Zentrums, das 1954 eröffnet wurde, suchten die Patientinnen und Patienten im ganzen Kanton zu Hause auf. In diesem Rahmen betreuten sie Tausende von Säuglingen und Kleinkindern. 1964 bildete das Genfer Rote Kreuz die ersten acht Leiterinnen für seinen Kurs «Pflege von Mutter und Kind» aus. Als der Kurs im Jahr darauf erstmals stattfand, war er auf Anhieb ein Erfolg. 1979 wurde der sogenannte «Säuglingspflegekurs» von 42 Rotkreuzsektionen angeboten und von über 3500 Personen besucht. 

In dieser Zeit wurden auch die ersten Babysittingkurse entwickelt. Heute bieten 23 Kantonalverbände den sehr beliebten Kurs an: Jedes Jahr erwerben 6000 bis 8000 Jugendliche den begehrten Ausweis. Die Idee, Babysitter auszubilden, entstand ursprünglich in der Freiburger Rotkreuzsektion. Deren Geschäftsleiterin Anne-Marie Veste hielt im Tätigkeitsbericht 1974 fest, wie es dazu gekommen war:

«Eines Tages erfuhr ich vom Tod von zwei Kindern, die in Pérolles aus dem Fenster gestürzt waren, weil ihre Eltern sie alleine in der Wohnung gelassen hatten. Also musste ein Babysittingangebot entwickelt werden. Ohne uns dessen bewusst zu sein, schufen wir etwas völlig Neues. Noch heute erhalten wir aus dem ganzen Land Anfragen zu diesem Kurs.» (Aus Thierry Jacolet, Un siècle d’action humanitaire, Freiburg, Editions la Sarine, 2009, S. 87)

Diversifizierung des Angebots

Das zunehmende Interesse an den Babysittingkursen und die positiven Erfahrungen bewogen die Sektionen, ihr Dienstleistungsangebot für junge Familien auszubauen. 1993 führte Genf den Kinderbetreuungsdienst «Rotkäppchen» ein. Er ermöglicht erwerbstätigen Eltern, ihr krankes oder verunfalltes Kind in der eigenen Wohnung von ausgebildetem Personal des SRK betreuen zu lassen. Die Kinderbetreuung zu Hause, die mittlerweile als strategisch bedeutsame Tätigkeit des Schweizerischen Roten Kreuzes definiert ist, wurde 2014 in 18 Kantonalverbänden angeboten.

Um überlastete Eltern im Alltag zu unterstützen, bieten einige Kantone «Gutscheine für eine Verschnaufpause» an. Dank dieser Aktion, die von den Kindesschutzbehörden unterstützt wird, können Eltern ihre Kinder einige Stunden lang zu Hause betreuen lassen, bei Bedarf auch nachts. Mit dieser kurzen Auszeit soll der elterlichen Erschöpfung vorgebeugt werden. Seit 2010 wird dieses Angebot landesweit gefördert.

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