Kinderhilfe: Unterstützung für Griechenland

Ihre ersten Anstrengungen zur Unterstützung kriegsversehrter Kinder hatte die Kinderhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK-Kinderhilfe) in Frankreich unternommen. Doch schon nach kurzer Zeit beschlossen die Verantwortlichen, auch für Kinder anderer Krieg führender Staaten in Europa Hilfe bereitzustellen: So wurden ab 1942 Kinder in Belgien, Finnland, Griechenland, Italien, Serbien und Kroatien mit Lebensmitteln, Medikamenten oder Stärkungsmitteln unterstützt. Die Hilfsmassnahmen für Kinder in Not wurden universell und ohne Berücksichtigung politischer Kriterien erbracht.

Hilfe aus der Schweiz für Athen

Ab dem Frühjahr 1942 engagierte sich die SRK-Kinderhilfe auch in Griechenland: Wegen der Niederlage der griechischen Armee war dort eine schwere Nahrungsmittelkrise ausgebrochen. Das SRK setzte eine beträchtliche Summe ein, um Lebensmittel zu kaufen und nach Griechenland zu transportieren. Zur Verteilung der Hilfsgüter entsandte es eine Delegation in das Land. Die Leitung der Mission übernahm der Zentralsekretär des Schweizerischen Roten Kreuzes, Dr. Frédéric de Fischer. Vor Ort leistete schon das IKRK Nahrungsmittelhilfe. Im August 1942 gründeten die beiden Organisationen im Hinblick auf eine bessere Koordination ihrer Hilfsleistungen das Komitee des Roten Kreuzes für die Ernährung von Säuglingen. Dieses Komitee unter der Leitung von Dr. Fischer kontrollierte in Athen und Piräus schon bald die Verteilung von Säuglingsnahrung in 140 Zentren, in denen 22'000 Säuglinge verpflegt wurden.

Da das Komitee von Schweizer Delegierten geleitet wurde, galt seine Tätigkeit schon nach kurzer Zeit als Aktion der SRK-Kinderhilfe. Über das gesamte Jahr 1942 gesehen stellte die SRK-Kinderhilfe der Aktion von Dr. Fischer die folgenden Nahrungsmittel zur Verfügung: 560'000 kg Erbsen, 68'000 kg Milch und Milchprodukte, 30'000 kg Milchpulver, 25'000 kg Feigen, 22'000 kg Lebertran, 2000 kg Erbsensuppe. Die Verteilung von Milch entwickelte sich zur Leitaktivität vom Ernährungsprogramm des Schweizer Komitees.

Ausweitung der Hilfe auf das ganze Land

Neben dem Roten Kreuz setzten sich rund 15 weitere Organisationen dafür ein, die Kinder in der griechischen Hauptstadt mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Da die Athener Kinder somit ausreichend versorgt waren, konnte die SRK-Kinderhilfe ihre Unterstützung auf weitere Bereiche und Provinzen ausdehnen: Sie gab Lebensmittel in Krippen und Waisenhäusern ab, eröffnete Gesundheitsambulatorien und richtete in Thessaloniki, Korinth, Patras und Xylokastro Zentren für die Verteilung von Nahrungsmitteln ein. Bei ihrer umfangreichen Tätigkeit wurde die SRK-Kinderhilfe von zahlreichen griechischen Mitarbeitern unterstützt. Im Namen des IKRK übernahm sie auch Aufgaben, die über ihren üblichen Zuständigkeitsbereich hinausgingen. So wurde sie beauftragt, einen Dienst für die Abgabe von Medikamenten zu führen, der sich an die gesamte griechische Bevölkerung richtete. 

Der griechische Bürgerkrieg, der Ende 1944 ausbrach, erschwerte die Situation der humanitären Helfer aus der Schweiz. Während mehrerer Monate erhielten sie keine Lebensmittellieferungen mehr und mussten sich darauf beschränken, die Waren zu verteilen, die von anderen Ländern oder von der Nothilfe- und Wiederaufbauverwaltung der Vereinten Nationen (UNRRA) geliefert wurden. Als 1945 eine neue Regierung an die Macht kam, zog sich die SRK-Kinderhilfe schliesslich aus Griechenland zurück. 

Zurück zum Seitenanfang