Oskar Bernhard, ein Pionier des alpinen Rettungswesens

Der Engadiner Arzt Oskar Bernhard (1861–1939) hat grosse Anstrengungen unternommen, um die Krankenpflege in seinem Heimatkanton Graubünden zu fördern. Bekannt ist er ausserdem als Begründer der Heliotherapie: Er verordnete Sonnenbäder zur Behandlung der Knochentuberkulose. 

1895 engagierte er sich für die Gründung des ersten Spitals im Engadin, das in seinem Heimatdorf Samedan in der Nähe von St. Moritz errichtet wurde. Dort entwickelte er als Chefarzt des Spitals die Sonnenlichttherapie zur Behandlung der Knochentuberkulose. Für diese Erfindung wurde er zwischen 1920 und 1932 sechsmal für den Medizinnobelpreis nominiert. Oskar Bernhard war nicht nur Gründer und Präsident des Samaritervereins Samedan, sondern auch ein begeisterter Berggänger. Als Bergführer und Präsident der Sektion Bernina des Schweizer Alpen-Clubs (SAC) erkannte er sehr rasch, wie wichtig es war, das alpine Rettungswesen zu entwickeln. Da damals immer mehr Touristen und Bergsteiger auf die Gipfel stiegen, war auch eine starke Zunahme der Bergunfälle zu verzeichnen. 

Kunstvolle Vermittlung der Ersten Hilfe

1891 führte Oskar Bernhard unter dem Titel «Erste Hilfeleistungen bei Verletzungen und plötzlichen Krankheitserscheinungen im Gebirge» eine Reihe von Kursen durch, die sich in erster Linie an Bergführer des Schweizer Alpen-Clubs richteten. Um den Kursteilnehmern das richtige Vorgehen zu vermitteln, setzte er grossformatige Lehrtafeln ein, die er selber erarbeitet hatte. Neben 173 farbigen Zeichnungen enthielten die insgesamt 55 Tafeln auch klare und genaue Anweisungen. Seine ebenso ästhetischen wie anatomisch genauen Zeichnungen machten Furore. «Il Bernard», wie ihn die Einheimischen nannten, wurde von der Kunstgewerbeschule Zürich mit einem Diplom ausgezeichnet und später an der Hygieneausstellung in München mit einer Goldmedaille geehrt. Dieser Erfolg bewog Oskar Bernhard 1896, einen Leitfaden mit dem Titel «Samariterdienst, mit besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse im Hochgebirge» herauszugeben. Das Büchlein stiess auf grossen Anklang und wurde in der Folge auf Französisch, Italienisch und Englisch übersetzt. Mit Unterstützung des SAC, des Deutschen Alpenvereins, des Österreichischen Alpenvereins, des Schweizerischen Samariterbunds und des Roten Kreuzes wurde der Leitfaden mehrmals neu aufgelegt.

Erste-Hilfe-Kurse für Bergführer

Mit seiner Arbeit bahnte der Bündner Arzt den Weg für den Schulterschluss zwischen dem SRK und dem SAC, der 1903 auf Initiative des damaligen Präsidenten des SAC Graubünden, Ingenieur Emil Bosshard, erfolgte. Mit dem Ziel, den Bergführern die Verantwortung für die Erste Hilfe im Gebirge zu übertragen, wurde beschlossen, sie in der Nothilfe auszubilden. Die Bergführer wurden somit aufgerufen, Erste-Hilfe-Kurse zu besuchen. Erteilt wurden diese Kurse von den Rotkreuzsektionen oder Samaritervereinen, die das gesamte benötigte Rettungsmaterial bereitstellten. Diese zukunftsträchtige Zusammenarbeit war ganz im Sinn des Zentralsekretärs Walther Sahli, dem es ein grosses Anliegen war, die Leistungen des Roten Kreuzes auf die Bedürfnisse der Bevölkerung abzustimmen.

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